Wie Du in 7 Schritten fremdsprachige Lied-Texte echt verstehst – und was das mit Vera Birkenbihl zu tun hat

erleuchtet Musik hören
Foto: Helbig

In diesem Artikel zeige ich Dir 7 Schritte, mit denen Du Musik echt verstehen kannst, z. B. Lied-Texte. Das ist besonders nützlich zum Lernen von Fremdsprachen.

Alles gleich oder was?

Am Anfang klingt für mich fremde Musik meistens irgendwie seltsam bis langweilig. Die fremde Sprache klingt irgendwie immer gleich, das ganze Lied über und auch im nächsten Lied.

Und dann ändert sich alles. Ich bin immer wieder auf’s Neue erstaunt, wenn sich diese Lieder irgendwann nicht mehr alle gleich anhören. Häufig entdecke ich sogar tiefgründige Texte, die mich vom Hocker hauen. Wie könnte ich jemals denken, dass alles gleich ist und langweilig?

So ein Aha-Erlebnis habe ich regelmäßig dann, wenn ich die Texte der Lieder mal genauer unter die Lupe genommen habe.

Natürlich sagt der textende Musiker unter euch jetzt, dass das klar ist, denn ein monoton Musik machender Musiker mit gleichzeitig sinnlosen Texten kann ja kaum berühmt werden. Und trotzdem klingt für uns fremde Musik zu Beginn fast immer seltsam und langweilig.

Warum es sich lohnt fremde Liedertexte und Musik echt zu verstehen?

Durch Lieder kann ich neue Sprachen leicht lernen. Das ist einer meiner Hauptgründe, warum ich fremdsprachige Musik unter die Lupe nehme. Warum ich sie echt verstehen will. Die Bedeutung von Musik fürs Sprachenlernen wird immer mal wieder angesprochen. Aber es gibt noch mehr Gründe, warum es sich lohnt, fremdsprachige Musik zu verstehen.

Wenn ich mich mit Musik beschäftige, dann entdecke ich einen kulturellen Schatz. Denn lerne ich eine fremde Kultur kennen, dann stoße ich zwangsläufig auf Musik. Musik ist dabei, wenn gefeiert und getrauert wird. Sie dient auch der Unterhaltung. Ich finde Musik auf der Straße, in Restaurants, Fitnessstudios, zu Hause und in der Kirche.

Sprachenlernen ist nicht immer der Hauptgrund, warum jemand Musik mit Texten in anderen Sprachen hört. Einige Titel gelangen zum Beispiel auf die Playlist, weil der Musikstil mir gefällt oder die Musiker gehypt werden oder die Band ein Geheimtipp ist. Dann könnten die eigentlich auf egal welcher Sprache singen…

Meine eigene Play-List analysiere ich im Artikel Auf Welt-Reise mit der Musik-Play-List – Mein emotionaler Zugang zu fremden Sprache und Kulur-Kreisen“.

Wie nehme ich Lieder unter die Lupe?

Hier schlage ich Die 7 Schritte vor, mit denen Du Lied-Texte entschlüsseln kannst. Ich habe mir die 7 Schritte mir selbst erarbeitet, teilweise sind die Schritte von Vera Birkenbihl inspiriert.

1) Lied aussuchen
2) Lied vollständig anhören
3) Lied nachwirken lassen
4) Lied-Text dekodieren (nach V. Birkenbihl)
5) Musik und Lied-Text aktiv anhören (nach V. Birkenbihl)
6) Musik und Lied-Text passiv anhören (nach V. Birkenbihl)
7) Lied echt verstehen

Ich wende die Schritte schon seit vielen Jahren an. Das Drumherum beschreibe ich im Artikel „Auf Welt-Reise mit der Musik-Play-List – Mein emotionaler Zugang zu fremden Sprache und Kulur-Kreisen“.

Nun verrate ich dir, was hinter den einzelnen Schritten steckt.

 

(unten gehts weiter)

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Schitt 1 – Lied aussuchen

Wenn ich mir ein Lied aussuche, dann stelle ich dabei immer eins sicher: Das Lied soll auch wirklich in der gewünschten Fremd-Sprache sein. Am liebsten lasse ich mir Musik direkt von einem Bekannten empfehlen, der die Kultur zur Fremdsprache kennt – am besten Muttersprachler oder Leute, die sich schon lange in dem Kultur-Kreis bewegen.

Ich habe manchmal auf eigene Faust im Internet nach fremdsprachiger Musik gesucht, was echt schwer ist. Denn Musik eignet sich besonders dazu, eine Sprache erstmal kennen zu lernen. Aber genau das ist der Haken, denn wenn ich eine Sprache nicht so gut kenne, wie soll ich da was gutes im Internet finden? Dennoch hatte ich damit auch schon Erfolg: Ich prüfe immer wieder bis ich mir sicher bin. Erst dann gehe ich zum nächsten Schritt über.

Schitt 2 – Lied vollständig anhören

Es ist wichtig, dass ich mir das Lied bis zum Schluss anhöre und nicht davor umschalte. Es passiert mir manchmal, dass mir das Lied beim ersten Anhören nicht gefällt. Irgendwie unbeschreiblich seltsam und langweilig. Aber dann gewöhne ich mich meist bereits während des Liedes an das Fremde: Reibungen zwischen Tönen, eigenartige Laute… Und am Ende finde ich das Lied häufig schon irgendwie wertvoll – weiß es zu schätzen.

Auf was achte ich beim Anhören? Vor allem achte ich auf den Gesamteindruck. Dazu gehören unter anderem Rhythmus, Melodie und Aussprache.

Manchmal ist es so, dass mir das Lied gleich beim ersten Hören sehr gut gefällt. Dann habe ich das Gefühl, es unbedingt festhalten zu müssen – es meiner Play-List hinzuzufügen. Ganz praktisch finde ich für diese Zwecke YouTube. Einfach rein in die Liste. Und dann?

Schitt 3 – Lied nachwirken lassen

Beim Anhören habe ich einen Hauch der fremden Kultur zugeweht bekommen. Wenn mir diese musikalische Brise erstmal reicht, stoppe erstmal. Lass es auf Dich wirken – Ausgang ungewiss.

Ganz wichtig: Empfinde ich an dem Lied kein weiteres Interesse, dann ist bei diesem Schritt Schluss.

Habe ich aber noch immer Interesse, dann geht’s weiter mit Schritt 4.

Übrigens, mein Interesse kann ganz unterschiedlich motiviert sein. Mein Interesse muss nicht zwangsläufig durch die Musik geweckt worden sein. Manchmal ist es Neugierde oder Abendteuerlust. Manchmal ist es Begeisterung. Und manchmal sind es Menschen, denen ich begegnet bin…

Schitt 4 – Lied-Text dekodieren (nach V. Birkenbihl)

Jetzt kommen wir zum Verstehen von Lied-Texten. Ich bin ein Fan der Birekenbihl Methode, mit der ich „gehirngerecht“ lernen kann. Birkenbihl meint mit gehirngerechtem Lernen das natürliche Lernen wie es Kleinkinder intuitiv tun, wenn sie ihre Muttersprache erlernen.

Ich finde es nützlich und spannend, Lieder und ihre Texte mit der Birkenbiel-Methode zu verknüpfen. Bisher habe ich noch nichts dazu gefunden, dass Vera Birkenbihl irgendwo mal ihre Methode speziell in Verbindung mit Musik gebracht hat. Auf jeden Fall braucht man für die Methode am besten zunächst den Text einmal als Ausdruck auf Papier und einmal als vorgelesene Aufnahme. Na, da bieten sich Lieder ja geradezu an.

Und nun wende ich die Methode mal an, mache mich an’s Übersetzen. Die ausgedruckte Form vom Lied-Text, die Wörterbuch-App „linguee“ und ein Stift liegen vor mir. Nun dekodiere ich den Text Wort für Wort, ich übersetze also stupide.

Anfangs ist diese Art der Übersetztung etwas irritierend: Ich erhalte als Resultat verworrene Sätze. Aber die „Ver-Wirrung“ hat einen Sinn. Denn beim „Ent-Wirren“ der Sätze – dann in der eigenen Sprache – komme ich mit der tiefen Struktur der Fremd-Sprache in Berührung und bewege das im Kopf. Einfach so. Ich finde, dass sich daher die Mühe echt lohnt.

So, nun habe ich den Text also übersetzt und entwirrt.

Schitt 5 – Musik und Lied-Text aktiv anhören (nach V. Birkenbihl)

Nun höre ich mir das Lied nochmal aktiv an. Dabei lese ich beim Hören meinen übersetzten Text mit. Das mache ich solange, bis das Lied und vor allem der Inhalt mir vertraut sind.

Wenn ich Lieder aktiv anhöre, habe ich den sinnvollen Zusammenhang der Worte im Lied vor Augen. Weil es einen Zusammenhang gibt, fällt es mir leichter, mir neue Vokabeln einzuprägen. Und, die neuen Worte sind Teil der Musik-Welt, für die ich mein Interesse festgestellt habe und die ich mir erschließen will. Zum Inhalt passend liefert die Musik noch Emotionen, die zur Musik-Welt passen.

Schitt 6 – Musik und Lied-Text passiv anhören (nach V. Birkenbihl)

Bei den passenden Gelegenheiten höre ich mir das Lied passiv an. Ich bin dann ab und zu von der fremden Sprache umgeben, so wie Kleinkinder von ihrer Muttersprache. Und ein bisschen Kultur schwingt auch mit, die mir beim passiven Hören immer vertrauter wird.

Wenn ich Lieder passiv höre, geht das einfach wo und wann immer ich will. Zum Beispiel läuft das Lied leise im Hintergrund zu Hause. Oder es begleitet mich unterwegs. Die Musik einzuschalten fällt mir gar nicht schwer, weil ich ja zu Beginn Musik ausgewählt habe, die mir gefällt.

Der Gedanken-Normade empfiehlt passives Hören beim Putz der Wohnung, Mittagessen kochen oder bei der abendlichen Pflege-Routine. Er lässt sogar Audios seiner Sprachlern-Lektionen im Hintergrund laufen, wenn er seine Artikel für seinen Blog verfasst (den Link findest Du unten, der Artikel lohnt sich als Ergänzung).

Schitt 7 – Lied echt verstehen

Lieder helfen mir – durch Musik und Inhalt – eine andere Kultur echt kennen zu lernen. Schritte 1 bis 6 liefern die Werkzeuge, nun muss der Kopf arbeiten. Zuhören, assoziieren, …. Ich nähere mich dem Kultur-Kreis mit den Texten, wobei auch Philosophieren erlaubt ist. Und ich nähere mich dem Kulturkreis über Gefühle, die die Musik oder der Text transportiert.Es ist eine Mischung von verkopften und emotionalen Botschaften, die durch Lieder bei mir ankommen. Für mich ist das jedes Mal ein Genuss.

Tipps zum echten Verstehen habe ich im Artikel „Konflikte lösen, um echt zu verstehen – Sprich die Fremdsprache und nutze Marshall B. Rosenbergs Prinzipien der Gewaltfreien Kommunikation“ (Link gibt’s unten) zusammengestellt. Eigentlich geht es dort vor allem um das direkte Kommunizieren mit einem Gegenüber. Die Tipps lassen sich aber genauso gut auf Monologe übertragen, wie z. B. Lied-Texte. Was beschreibt der Sänger, welches Bedürfnis hat er? Was will der Sänger mir sagen?

Bis ich echt verstehe, kann es mitunter sehr lange dauern… Bei manchen Liedern hat es Jahre gedauert, bis ich sie echt verstanden habe. Lange Zeit ist es an der Sprache gescheitert. Ich war irgendwie noch nicht bereit, um tief in den Lied-Text einzutauchen und ihn zu analysieren. Und ich war auch zu faul, um z.B. Texte so vorzubereiten, wie ich es im Schritt 4 (Lied-Text dekodieren) nach V. Birkenbihl beschreibe.

Mein Aha-Moment: Doch dadurch, dass ich nun meine Fremdsprachen sicher beherrsche, muss ich Texte meist gar nicht mehr aufwendig vorbereiten. Ich konnte beim Anhören meiner alten Lieblingsmusik den Text auch ohne schriftliches Dekodieren entschlüsseln. Das war es für mich ein richtiger Aha-Moment. Auf einmal habe ich in den Liedern aus fremden Ländern, die ich cool fand, auch richtig tief schürfende Texte entdeckt. Und das, obwohl ich genau diese Lieder jahrelang allein nur deswegen gefeiert habe, weil sie eine tolle Stimmung bei mir erzeugt haben. Nach drei Jahren habe ich die Silben so verinnerlicht, dass ich heute ohne Probleme mitsingen kann. Und jetzt verstehe ich den Text einfach so, währendessen ich mitsinge. Stell Dir das mal vor! Drei Jahre. Ich bin wirklich überwältigt davon, was Musik alles kann.

Bei der Auswahl auf den Inhalt achten

Wenn ich mir Lieder immer wieder anhöre, dann sollen sie mich möglichst positiv beeinflussen. Es wird deutlich, dass das ganz besonders von der Auswahl der Lieder abhängt. Neben Rhythmus und Melodie werden die Text-Inhalte mit jedem Hören und Verstehen wichtiger.

Texte haben gute Inhalte für mich, wenn ich sie richtig finde und unterschreiben würde. Die Lieder, die ich echt verstehen will, höre ich ja immer wieder und wieder. Und wenn ich Lieder so oft höre, dann möchte ich versuchen, mich bewusst von Mist fernzuhalten. Ich möchte keinen Mist aufnehmen oder mich ungewollt von unschönen Texten manipulieren lassen. Im Gegenteil, ich möchte gern positiv durch gute Texte beeinflusst werden.

Was BE.GREIFE ich durch Lieder?

Mit der Hilfe von Liedern kann ich andere Kultur-Kreise kennenlernen. Manchmal steckt schon in den Melodien und Rythmen viel Neues. Besonders aber durch die Texte BE.GREIFE ich einiges aus anderen Kultur-Kreisen: Umgang mit Emotionen wie Freude und Leid, aktuelle Konflikte und Herausforderungen, Blick auf die Welt… Es ist spannend, die Schätze zu suchen und zu finden, die in den Liedern stecken.

Und ganz wichtig für jeden Sprachenlerner: Die individuelle Ausdrucksweisen in jeder Sprache (und die Sprachmeldodie, die übe ich aber eher mit gesprochenen Texten als mit Musik)!

Ohren auf

Also, mach die Ohren auf und suche Dir Deine eigenen Lieder zusammen – zum Kennenlernen von Sprachen und Kultur-Kreisen. Lieder mit positiven Einfluss auf Dich:)

Hast Du schon Schätze in fremdsprachigen Liedern gefunden? Wie hast Du die Lieder gefunden? Wann und wie hast Du sie echt verstanden? Lass mich gern an Deinen Erfahrungen teilhaben. Man lernt nie aus:)

Links

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Hilfsmittel:

  • zum Übersetzen, mit Kontext mag ich besonders Linguee: https://www.linguee.de

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  • Kopfhörer, die Nebengeräusche rausfiltern („Noice Cancelling“, wir haben QC25 ohne Bluetooth): neuer ist Bose QuietComfort 35 Wireless Kopfhörer II

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